State of exception? First Aid by Street medics

Street medics provide medical first aid to the participants of demonstrations, often having to stay close to clashes to case their help is needed. During G20 protests some became victims themselves, as the legal aid reports.

In a press release the legal aid (Ermittlungsausschuss) mentions (Press release #14):

„During the afternoon, street medics were called to tend to the injured on the Fischmarkt. In the Hafenstrasse, the paramedics got caught in a police control, but could pass after alerting the police of their function as street medics. After not finding any injured person, the paramedics stopped about 500 meters from clashes between protestors and police. 20 minutes later a large police unit (Hundertschaft) came running and pulled the driver and her passenger out of the car. The police held the passenger in a headlock, threw the driver to the ground and stepped on her head and shoulder. She was bruised on the collar bone, upper arm and shoulder and needed to be treated in hospital. Her glasses had fallen to the floor and were crushed by police. While the police took the details of the street medics, they themselves refused any identification.“

 

Verletzten helfen

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Wellcome to Hell demonstration: Demo-Sanis helfen einer verletzen Person während um sie herum andere DemonstratInnen noch über die Mauer klettern. Von Risande Tyskal

Die Nacht im Schanzenviertel (ohne Bild)

Von Kaspar Surber, Hamburg

«Presse?», fragt die Polizistin. «Presse ohne Kamera?». Sie schaut ihren Kollegen ratlos an. «Ja, ich schreibe.» Die beiden winken mich durch ihre Kette. Für einen Moment komme ich mir vor wie ein Journalist aus dem 20. Jahrhundert. Doch vielleicht ist es auch eine Chance, die Ereignisse an diesem Abend im Schanzenviertel nur zu beschreiben. Auf die Fotos der Gewaltszenen, die sich hier ereignen, sind sowieso alle aus. Nicht nur die Polizei trägt ihre Robocop-Anzüge, nicht nur RandaliererInnen ziehen ihre Kapuze hoch, auch die FotografInnen und Kameraleute rennen behelmt herum. Was vor Ort klein wirkt und lokal, wird auf den Tickern der Newsportale bereits zum weltbewegenden Krawall. «Im Schanzenviertel brennen ganze Strassenzüge», heisst es auf meinem Handy. «Es ist wie im Krieg», schreibt «Spiegel Online».

Aus der Nähe

Es brennt im Schanzenviertel, aber nicht das ganze Viertel brennt. Es sind einzelne Barrikaden, die hier brennen. Sie sind in einem Abstand von hundert Metern aufgerichtet in der Hauptstrasse, die Schulterblatt heisst und sich quer durchs ganze Viertel zieht. Aus der Nähe wirken sie wie grosse Lagerfeuer, manche lodern nur, andere schiessen in die Höhe. Vermummte werfen darauf, was gerade in der Nähe zu finden ist: Kartons, Äste, Velos. Wann immer ein Böller im Feuer explodiert, johlen einige der Umstehenden. Es bleibt sehr viel Zeit, die Feuer zu entfachen. Die Polizei, die in den letzten Tagen praktisch bei jeder Gelegenheit ihre Wasserwerfer einsetzte, hat sie auch jetzt wieder in Sichtweite positioniert. Doch sie setzt sie lange nicht ein. Es wirkt, als hätte auch sie ein Interesse daran, es erstmal ein bisschen brennen zu lassen.
Als die Polizei schliesslich auf der anderen Seite der Hauptstrasse vorrückt, schleppen Vermummte aus den Kneipen Sonnenschirme heran. Unter der S-Bahn-Brücke rückt einer den Schirm langsam gegen die Wasserwerfer vor. Es ist ein absurdes Schauspiel, der weisse Schirm, auf den die Härte des Wasserstrahls trifft. Doch der Schirm hält dem Druck des Wassers stand, aus seinem Schutz fliegen Steine und Flaschen in Richtung Polizei. Einige Minuten dauert das Schauspiel, das Publikum applaudiert dem Schirm. Dann setzt die Polizei Tränengas ein, alle flüchten sich in die Seitengassen.

«Das ist die Bank!»

Was sich hier im Schanzenviertel ereignet, ist keine Demonstration, es war auch nie eine solche angekündigt. Es ist vielmehr ein Auflauf: Viele Schaulustige sind hier, die AnwohnerInnen stehen vor ihren Häusern. Immer wieder kurvt eine Velodemo durch die Seitenstrasse. Über allen rattern Polizeihubschrauber, mit ihren Suchscheinwerfern leuchten sie in die Strassen. Sprechchöre manifestieren zwar immer noch ein politisches Anliegen, doch wer genau sich eine Kapuze übergezogen hat, ob Autonome oder junge Erwachsene oder beides, ist längst nicht mehr zu erkennen: Was sie verbindet, ist die Wut – und die Lust auf den Kick.
Gespräch unter jungen AnwohnerInnen in einem Seitengang. Er: «Ich habe mit meinen Steuern auch für die Elbphilharmonie bezahlt. Die hören sich da unten jetzt Mozart an, und wir haben das hier.» Sie: «Beethoven, nicht Mozart.» Er: «Egal, wir haben jetzt diese Scheiss-Bullen.» Sie: «Sag nicht ‹ Scheiss-Bullen›.» Er: «Ich habe gar nichts gegen die Polizei. Aber was soll denn das, immer friedlich zu sein? Damit verändert sich doch nichts.»
Mittlerweile werden auch einzelne Läden angegriffen und geplündert, vornehmlich von grossen Ketten wie dem Handyshop von O2. Gegenüber leuchtet die Werbung der Hamburger Volksbank. Die beiden Türen am Rand sind mit einem Metalladen abgeschlossen, die beiden in der Mitte sind aus Glas. Ein Vermummter wirft Steine in die Scheiben. Ein Anwohner kommt und zeigt auf eine Metalltür: «Das ist die Bank!» Die Steine fliegen weiter. «Das ist die Bank!» Der Vermummte schaut verdutzt auf. Die Türen mit Glas seien die Eingänge zu den Wohnungen, erklärt der Anwohner. «Oh Mann, sorry!», ruft der Steineschmeisser. Die beiden geben sich die Hand. «Das ist normal bei uns, wir sind uns das gewohnt», meint der Anwohner.

Logischer Effekt

In den Stunden im Viertel schiessen mir viele Gedanken durch den Kopf: Was hat das zu bedeuten, was sich hier gerade abspielt?
Der Tag in Hamburg hatte mit einem Demonstrationsverbot begonnen, das ab 6 Uhr morgens in der Innenstadt auf einer Fläche von 38 Quadratkilometern galt. Mit Blockadeaktionen versuchten DemonstrantInnen, die Zufahrtswege zum Messeviertel und zur Elbphilharmonie zu blockieren, wo der G20-Gipfel stattfindet. Es gelang ihnen, in die verbotene rote Zone vorzudringen, ein Treffen des deutschen Finanzministers Wolfgang Schäuble zu verhindern und Melania Trump, die Gattin des US-Präsidenten, in ihrem Hotel zu blockieren. Doch immer wieder stoppte man die DemonstrantInnen mit Wasserwerfern und Tränengas.
Die Versammlungsfreiheit, eines der wichtigsten Güter in einem Rechtstaat, wurde ausgesetzt, um autoritäre Staatschefs wie Recep Tayyip Erdogan oder Wladimir Putin zu beschützten. Versuchen von DemonstrantInnen, sich dieses Recht zurückzuerkämpfen, wurde seitens der Polizei mit Gewalt begegnet. Als die Blockaden längst beendet waren, brach sich im Schanzenviertel ziellose Gewalt Bahn. Doch man rechtfertigt noch keine Plünderungen, wenn man die Ereignisse als Effekt einer sicherheitspolitischen Hysterie liest: Werden grundrechtliche Freiheiten derart massiv ausgehebelt, muss man sich nicht wundern, wenn die Stimmung in Anarchie kippt.
Dass Hamburg gestern kein demokratisches Gebiet mehr war, brachte der Polizist, der uns auf dem Heimweg zuerst nicht passieren liess, treffend auf den Punkt: «Das hier ist Störer- und Presse-freie Zone». Irgendwo ging es trotzdem hinaus.

Social Strike im Hafen

"Shut down the logistics of capital"

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Unter dem Motto "Shut down the logistics of capital" hat ein europaweites Bündnis aus linksgewerkschaftlichen und linksradikalen Gruppen am Freitag eine Social-Strike-Aktion im Hamburger Hafen durchgeführt.

„Welcome to Hell“ in Wort und Bild | Augenzeugenbericht

Kundgebung auf dem Fischmarkt

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"Auf dem St. Pauli Fischmarkt herrscht gute Stimmung, als sich dort am frühen Donnerstagabend tausende Demonstrationsteilnehmer*innen unter dem Motto “G20 Welcome to Hell” versammeln. Kundgebung und musikalisches Bühnenprogramm ziehen etwa 10.000 Menschen auf den Fischmarkt – etwa 7000 nehmen später zum Protestzug Aufstellung."

“Da wurde geboxt und getreten, hauptsächlich von der Polizei”: Zusammenfassung eines Gedächtnisprotokolls zur Eskalation der Welcome to Hell-Demonstration am 06.07.2017